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Bericht NDR 1 Online vom 20.10.2016

2024-04-01 22:26:00 / Feddeck-Dauerwaren - News

Bericht NDR 1 Online vom 20.10.2016 Stand: 20.10.2016 10:45 Uhr - Lesezeit: ca.5 Min.

Am Ende gibt es Dosenwurst: Die Hamsterer-Dealer

von Tino Nowitzki

Deutschland ist von größeren Katastrophen in den letzten Jahren verschont geblieben. Das hält manche Menschen aber noch lange nicht davon ab, für den Ernstfall zu planen und einen Vorrat an Nahrung zu bunkern. Erst recht in Zeiten, in denen eine Terror-Meldung die nächste jagt. Darauf hofften auch Alexander Stoffregen, Thorsten Rebbereh und Harald Mirre aus Hildesheim, als sie vor knapp zwei Jahren die Firma "Feddeck Dauerwaren" kauften: Ein nettes Nebengeschäft - das hatten sie sich gedacht. Nicht damit rechnen konnten sie, dass die Nachfrage förmlich explodieren würde. Doch nachdem im August Details des neuen Zivilschutzkonzepts der Bundesregierung bekannt geworden waren, können sich die Händler von extrem lang haltbarer Überlebenskost vor Aufträgen kaum retten. Die Renner sind "Panzerplatten"-Kekse und Dosenbrot.

Mit Tütenbrei gegen die Apokalypse

Das hätten die Hildesheimer Geschäftsmänner Harald Mirre, Thorsten Rebbereh und Alexander Stoffregen nicht erwartet: Nach Bekanntwerden von Details des neuen Zivilschutzkonzepts schnellen die Bestellungen in ihrer Firma in die Höhe.

Schuld war der Mann im Anzug

Eigentlich hatte Harald Mirre gerade mit seiner Frau zu Mittag essen wollen. Kurz noch einmal am Rechner die Auftragslage checken - das geht fix, dachte er sich. Beim Blick auf den Bildschirm traute er aber seinen Augen nicht. Im Sekundentakt flatterten Bestellungen auf der Internetseite seiner Firma "Feddeck Dauerwaren" rein. Ziemlich schnell waren es 3.000. Mirre bekam zunächst Panik: "Ich dachte, ich hätte einen Fehler gemacht und aus Versehen die Preise auf null Euro gesetzt oder so etwas." Doch der Grund war ein anderer: Kurz zuvor war der neue Notfallplan des Bundesinnenministeriums öffentlich geworden, darin war die Rede von möglichen Stromausfällen durch Hackerangriffe und anderen möglichen Katastrophen-Szenarien. Die Bevölkerung solle sich für solche Fälle unter anderem mit Lebensmitteln und Trinkwasser eindecken. Letztmals hatte die Bundesregierung das Konzept 1995 überarbeitet. 21 Jahre später sorgt die neueste Fassung im Hause Mirre für hektische Betriebsamkeit. Er wendet sich an seine Geschäftspartner. Es ist Zeit, zu handeln.Harald

250.000 Bestellungen in drei Tagen

"Die größte Sorge war der Nachschub", sagt Alexander Stoffregen. Also wurden die Lieferanten alarmiert und tonnenweise Zutaten für die Überlebenspakete in das Lager in Braunschweig geordert. Dort lassen Stoffregen, Rebbereh und Mirre ihr Survival-Essen von rund 30 Mitarbeitern der Lebenshilfe verpacken und an die Kunden versenden. "Zum Glück konnte die Lebenshilfe das Personal so kurzfristig aufstocken", sagt Stoffregen. Auch ein paar tschechische Arbeiter haben mit angepackt. Stoffregen: "Die haben sich mokiert, wie wir Deutsche so schnell einem Aufruf unseres Ministers folgen." Gereicht hat es trotzdem nicht: 250.000 Bestellungen, allein in drei Tagen - da fuhren die Geschäftsführer öfter mal vom Hildesheimer Firmensitz nach Braunschweig, um beim Verpacken zu helfen. Ganz so viel wie in den ersten Tagen werde zwar nicht mehr geordert, aber die Bestellungen seien mit rund 500 am Tag auf einem konstant hohen Niveau, sagen die drei Feddeck-Geschäftspartner. Eine gewisse Freude darüber, können sie nicht ganz verbergen.

Hartkekse und Vakuum-Cheeseburger

Gekauft werden vor allem sogenannte "EPAs" - das sind "Einmannpakete", ursprünglich waren sie für die Bundeswehr konzipiert. Einmal von der Außenwelt abgeschnitten, findet man darin alles, um eine Weile über die Runden zu kommen: Trinkwasser in kleinen Tütchen, Vollkornbrot in der VakuumDose, sogar Schokolade, Kaugummis und eine eingeschweißte Portion Cevapcici sind dabei. Ein großer Renner sind auch Hartkekse, die sogenannten "Panzerplatten". Ihren Namen tragen die Kekse, weil sie ohne Flüssigkeit kaum genießbar sind. Nichts für Feinschmecker ist auch das "NRG-5". Es ist eine Art trockener Biskuit, der mit Wasser zu einem Brei vermischt werden kann. Aber es gibt auch Cheeseburger, Schaschlik und sogar Schokokuchen in Dosen. Einen Teil des Angebots kaufen Stoffregen, Rebbereh und Mirre zu, viele Dinge haben sie aber selbst kreiert: "Wir kochen es dann selbst zu Hause und schauen, was man besser machen kann", sagt Thorsten Rebbereh. Sein Lieblingsprodukt: Die Roulade aus der Dose mit einer Mindesthaltbarkeit von zehn Jahren. "Sie glauben nicht, wie schmackhaft die ist. Und das ohne Konservierungsstoffe."

Nicht nur bunkerbauende Weltuntergangs-Theoretiker

Ähnlich sehen es offenbar die Kunden, die für die Geschäftsmänner keineswegs ängstliche Spinner sind. Stoffregen: "Das geht durch alle Altersgruppen und sozialen Schichten." Stammkunden seien schon immer die sogenannten "Prepper" gewesen. Menschen, die sich emsig auf einen bevorstehenden Weltuntergang vorbereiten. Vor allem in den USA gibt es eine regelrechte Szene, deren Mitglieder sich eigene Bunker bauen und darin den Rest der Menschheit überleben wollen. Der deutsche "Prepper" decke sich eher mit vakuumverpackten Bratkartoffeln ein. Aber das Klientel der Firma "Feddeck" sei größer: Dazu zählten laut Stoffregen beispielsweise auch Sportler oder Wanderer, die die handlichen "Dauerwaren" auf ihren Touren verzehren möchten. Onlineshop-Verkaufsleiter Harald Mirre ist sich sicher: "Viele kaufen die Ware auch zum täglichen Verzehr, das sehen wir an regelmäßigen Bestellungen."

Reaktion auf Unsicherheit in der Welt

Auch die Bundespolizei, Beschäftigte von Atomkraftwerken und Mitarbeiter von Windkraftanlagen werden versorgt: "Die haben da oben dann wenigstens etwas zu essen", scherzt Mirre. Wie unterschiedlich die Käufergruppen sein können, hat sein Geschäftspartner Alexander Stoffregen selbst erfahren. Um herauszufinden, wer seine Produkte eigentlich kauft, hat er eine Großbestellung nach Braunschweig einmal selbst ausgeliefert. Unter der angegebenen Adresse stand vor einer Villa ein Porsche - an der Tür ein offenbar gut betuchter Mann mittleren Alters. Stoffregen: "Der meinte, dass Unsicherheiten und Attentate in der Welt immer häufiger würden. Der Mann wollte sich und seine Familie bevorraten." Ganz ohne Panik, einfach zur Sicherheit - das würden viele Kunden so sehen. Eine nachvollziehbare Haltung, findet Stoffregen: "Sie müssen sich ja nur umschauen, was allein in Nachbarländern, wie Belgien und Frankreich passiert." Dazu passt, dass er und seine Partner bis nach Österreich und in die Schweiz liefern. Ob die Überlebensnahrungshändler also froh sind über das erneuerte Zivilschutzkonzept? Thorsten Rebbereh lächelt und sagt: "Er hat uns schon geholfen. Wir haben sogar überlegt, dem Bundesinnenminister Thomas de Maizière einen Marketing-Posten anzubieten."